Samstag, 8. August 2009

WELTCON 2009 MONTREAL


Es ist ganz schön, wenn man als erstes seinen tisch aufsuchen und den tag planen kann. Ein bisschen ärgerlich ist, dass man zum zweck des kaffeeerwerbs ganz ans andere ende des riesigen hauses gehen und fahren muss, denn das lokal mit bezahlbarem (und auch trinkbarem) kaffee liegt im 7.stock. Der kaffee ist jedoch so heiß, dass er, wenn Matthew, der das besorgen liebenswürdigerweise meistens erledigt, ihn gebracht hat, noch kaum zu trinken ist, was wiederum erfreulich ist, weil die klimaregelung aus der halle einen eiskeller machen möchte. Air condition ist durchaus diskutierbar, - vor allem weil hier durchaus schon mal von umweltschutz geredet wird.

Von unserem stand aus hat man den blick auf die biddings verschiedener con-veranstalter, nicht nur für künftige WeltCons, sondern auch für NASFiC (siehe bild). NASFIC heißt North American Science Fiction Interim Convention - hätte ich geschworen. Gemeint ist ein con, der in Nordamerika stattfindet, wenn der WeltCon auf einem anderen kontinent durchgeführt wird. Es fiel mir auf, dass bei Raleigh der NASFiC ein kleines "i" hat und "Fi" nur noch "Fiction" bedeuten soll. Google klärt darüber auf, dass offenbar frühere cons das Interim noch dabei gehabt haben, die neueren nicht mehr. Der sinn ist aber geblieben. Ein fan aus Raleigh, danach gefragt, konnte mit Interim nichts anfangen, - war allerdings auch etwas jünger.

Ansonsten wird auf den fan-tischen das übliche gezeigt: cons werden angekündigt, fanzines i.a. verschenkt oder gegen trade ausgegeben, oder es wird über die arbeiten verschiedener fan-gruppen informiert. Wir verteilen bekanntlich "Pfingstschwof", das ein wenig über das gerfandom vermittelt.

Im laufe des tages bekamen wir besuch vom amerikanischen autor Walter Hunt, der unlängst ehrengast beim DortCon war, sich von Gabi und Arno hervorragend aufgenommen gefühlt hat und gern wieder mal nach Deutschland kommen möchte. Wer weiß, vielleicht klappt's ja.

Beim item "Japanische National-Cons" ist als erstaunlichkeit zu verzeichnen, dass es welche mit und welche ohne schuhe gibt. Hotel-Cons haben normalen fußboden, da kommt man also mit schuhen hinein; die Resort-Cons dagegen sind mit matten ausgelegt, also schuhe verboten. Anderswo unterscheidet man nach sercon oder fannish, aber das ist ja auch ein kriterium... Im übrigen hat nach übereinstimmender meinung in einem japanischen weltcon-beitrag noch nie die technik hunderprozentig funktioniert. Sowas aber auch.

Ein professor der psychiatrie referiert über "Antike Sternkarten". Sic. Ungefähr acht leute auf der welt sind ihm bekannt, die dieses hobby haben. Hier funktionierte die technik. Und die leute sind in guter tradition. Selbst Albrecht Dürer beschäftigte sich bereits mit dieser liebhaberei.

Bei "Alternate Canada" geht es darum, was aus Kanada hätte werden können, wenn bestimmte dinge anders gelaufen wären. Das publikum durfte vorschläge machen. Kein wunder, dass sich als beliebteste politische vision der eigene frankophone staat im westen heraus stellte. So etwas kann man dann auch ungeheuer ausschmücken. (Eine aufgabe für Oliver Henkel?)

"City of the Future" kommt allen bekannt vor, die beim letzten ElsterCon in Leipzig waren.(Davon sind nicht viele hier in Montréal.) Auffällig war ein allgemeiner kritikpunkt: in der darstellung dieser doch so wichtigen umgebungen der menschen ist literarische logik meist eher nicht vorhanden; da ist einfach immer alles da, ohne dass die vorgänge weiter thematisiert werden.
Ein zitat aus der veranstaltung wurde von Brigitte zum zitat des tages erklärt: "I'm really not worried about evil as I am about stupid."

Zur förderung des schriftstellerischen nachwuchses stellten bei "Current New Canadian SF & F" bekannte kanadische autoren werke von jungen schreibern vor.

Abends kam, worauf immer alle warten: die masquerade, diese auch wie beim opening in zweisprachiger moderation. Ich habe an der veranstaltung bei früheren WeltCons immer etwas zu kritteln gehabt, hier nicht; die darbietung war äußerst kurzweilig; es gab nur einen punkt "kinderkostüme", wobei gleich alle verkleideten kinder auf die bühne kamen; und die 23 kostüme, die dann folgten, wirkten sehr frisch und wurden von der moderation äußerst intelligent und humorvoll begleitet. Bemerkenswert nachher die statistik, quelle Voyageur: das verhältnis von gewonnenen preisen zu auftritten ist 1,05 : 1.

Wer gerade am richtigen fenster stand, konnte danach ein feuerwerk verfolgen. Es erwies sich als vorteil für jene, die es nicht gucken konnten, dass sie sogleich zu den partys ins Delta eilten, denn nachher ging wegen überlastung der fahrstühle (alle partys im 28. stock) die warteschlange durch's ganze foyer bis zur straße. Die badges wurden hart kontrolliert, denn in Montréal hat sich herum gesprochen, dass es dort alles umsonst gibt. Wie schon gesagt, der sinn der room parties ist inzwischen ein wenig diskussionsbedürftig.

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